Zu den Sexualhormonen der Frau zählt nicht nur das Östrogen und Progesteron, sondern auch das Testosteron.
Es wird im peripheren Gewebe zu ca. 50% durch die Umwandlung von Androstendion und Dehydroepiandrostendion (DHEA) gebildet, in den Eierstöcken (Ovarien) und der Nebennierenrinde wird es zu je ca. 25% hergestellt.
Im Verlauf der Wechseljahre kommt es aufgrund der nachlassenden Aktivität der Ovarien zu einem allmählichen Absinken der Testosteron- und Estradiolspiegel. Mit Eintritt der letzten Regelblutung zwischen dem 50.-52. Lebensjahr (Menopause) ist die ovarielle Hormonproduktion vollständig erloschen. Eine direkte Testosteronproduktion kann dann nur noch in der Nebennierenrinde erfolgen oder im peripheren Gewebe (insbesondere Fettgewebe) stattfinden.
Mit dem Wegfall der ovariellen Hormonproduktion bilden postmenopausale Frauen somit nicht nur weniger Estradiol und Progesteron, sondern auch weniger Testosteron.
Testosteron stimuliert den Aufbau von Muskelgewebe. Zum anderen erhöht Testosteron die Eiweißsynthese (Proteinsynthese). Außerdem fördert Testosteron die Bildung von roten Blutkörperchen (Erythrozyten) sowie den Knochenaufbau. Aufmerksamkeit und Konzentrationsvermögen wird geschärft. Testosteron verbessert die sexuelle Funktion.
Auch hat es einen günstigen Effekt auf die vaginale Trockenheit, Orgasmus, Erregung, Libido und Schmerzen beim Geschlechtsverkehr (Dyspareunie).
Wenn die Hormonersatztherapie (Östrogene und Progesteron) bei postmenopausalen Frauen oder auch Frauen, die chirurgisch in die Menopause versetzt wurden, nicht ausreicht, um eine befriedigende Sexualität wiederherzustellen, kann eine Testosterontherapie in Betracht gezogen werden.
Bioidentisches Testosteron steht bei Frauen bevorzugt als transdermales Testosterongel zur Verfügung. Allerdings sind in den meisten Ländern (außer Australien) keine Präparate zugelassen.
Daher verwendet man in der Regel ein für Männer zugelassenes Präparat in einer deutlich reduzierten Variante oder mikronisiertes Testosterongel in einer Individualrezeptur. Ziel ist es, physiologische Testosteronspiegel, die ungefähr dem Spiegel in der Prämenopause entsprechen, zu erreichen.
Hinsichtlich der Applikationsform sollten Testosteron-Injektionen, subkutane Implantate oder andere Formulierungen, die bei Frauen zu stark erhöhten Testosteronspiegeln führen, vermieden werden, um unerwünschte Nebenwirkungen zu vermeiden.
Bei der Anwendung von transdermalem Testosteron kann es bis zu sechs Wochen dauern bis es zu einer Verbesserung der HSDD-Symptome (Hypoactive Sexual Desire Disorder) kommt, die maximale Verbesserung des sexuellen Verlangens wurde nach 12 bis 16 Wochen beobachtet.
Wenn sechs Monate nach Therapiebeginn keine Besserung eingetreten ist, sollte die Behandlung abgebrochen werden, da nach diesem Zeitraum kein Nutzen mehr zu erwarten ist.
Welche Kontraindikationen gibt es?
Transdermale Testosterongele werden einmal täglich auf die Haut aufgetragen. Sie sind unsichtbar und haben eine gute Hautverträglichkeit. Nach der Gelanwendung treten selten Reaktionen an den Applikationsstellen auf. Die Gele sollten auf saubere, trockene, gesunde Haut aufgetragen werden. je nach Formulierung gewöhnlich an den Oberarmen, den Schultern oder den Waden.
Nach dem Auftragen des Gels wird das Testosteron durch die Haut in den Blutstrom resorbiert. Die empfohlene Geldosis variiert zwischen den verschiedenen Präparaten. Je nach verordneter Dosis und Formulierung sollen zwischen 0,2 g und 0,3 g Gel einmal täglich immer etwa zur gleichen Zeit, vorzugsweise morgens, aufgetragen werden. Gelformulierungen erlauben eine flexible Dosierung, die tägliche Dosis sollte vom Arzt je nach Ansprechen auf die Behandlung unter Berücksichtigung klinischer und labordiagnostischer Kriterien individuell angepasst werden.
Es ist dafür Sorge zu tragen, dass eine Haut-zu-Haut-Übertragung von Testosteron auf andere Personen, insbesondere Frauen und Kinder, vermieden wird. Bei Exposition gegenüber den Gelen kann bei Frauen und Kindern ein milder Anstieg von Akne,Körper-und Gesichtsbehaarung auftreten, der nach Vermeidung eines Kontaktes mit Testosterongel zurückgeht. Nach dem Auftragen wird sofortiges sorgfältiges Händewaschen mit Wasser und Seife empfohlen, und die Patienten sollten das Applikationsareal nach dem Trocknen mit Kleidung abdecken, um die Wahrscheinlichkeit einer Übertragung zu reduzieren.
Gerade im ersten Anwendungsjahr ist eine Kontrolle des Testosteronspiegels jeweils nach 6 Wochen und nach 3 Monaten zu empfehlen. Danach sollte alle 6 Monate kontrolliert werden.
Ein kleines Blutbild sollte eine Erhöhung der Hämatokrit-Werte (Blutdicke) ausschließen. Außerdem sollten Leberenzyme und Nierenwerte kontrolliert werden.