Hormonspiegel testen in den Wechsel­jahren

Warum sollte man den Hormonstatus erheben?

 

Die Messung der Hormonspiegel in den Wechseljahren kann in Abhängigkeit vom Zyklustag einen Überblick über die Funktionsfähigkeit der Eierstöcke geben. Sowohl die Höhe der Gonadotropine (FSH und LH), auch Steuerungshormone der Sexualhormone genannt, als auch die Höhe des Östrogens und Progesterons können eine Auskunft über die Phase der Wechseljahre geben, in der sich die Patientin befindet.

 

Anzeichen beginnender Wechseljahre


Manchmal liefert der aktuelle Hormonstatus trotz klimakterischer Beschwerden wie Schlafstörungen, Gewichtszunahme, Antriebslosigkeit , Müdigkeit, Konzentrationsstörungen, trockene Vagina, Libidoverlust etc. keine Auffälligkeiten.

Das passiert häufig in der sogenannten Prämenopause oder frühen Perimenopause, der Zeit des Klimakteriums, in der Beschwerden mit und ohne Zyklusschwankungen, auftreten.

 

Die Frage "Sind das nur Zyklusschwankungen oder beginnende Wechseljahre?" lässt sich in der Situation oft schwierig beantworten, gerade auch weil  die Frau zwischen 35-45 Jahren häufig vielen Herausforderungen gegenübersteht. Da sind Familie, Beruf, Partnerschaft und dann noch der Start in die Wechseljahre? Das überfordert viele.

 

Was ich empfehle:


Ein Gespräch mit der Patientin über ihre aktuelle Situation , auch Lebens-und Berufs-oder Partnersituation liefert häufig schon wertvolle Hinweise, ob sich Wechseljahre ankündigen oder die Beschwerden der aktuellen Lebenssituation geschuldet sind. 

Wichtige Infos finden Sie auch hier:

  • Die Website "Wir sind 9 Millionen" ist eine Kampage, die darauf abzielt, die Wechseljahre zu enttabuisieren, ihre Bedeutung für Frauengesundheit und Arbeitsplatz zu betonen und politische wie gesellschaftliche Aufmerksamkeit für die Themen Aufklärung, Forschung und bessere Versorgung zu erzeugen.
  • Und die Website des Zentrums für Epidemiologie und Gesundheitsforschung (ZEG) in Berlin stellt die Menopause Rating Scale (MRS) vor; ein standardisiertes Instrument zur Erfassung der Beschwerden von Frauen in der Menopause. Mit einer Skala von 0 bis 44 Punkten ermöglicht sie die Messung der Lebensqualität und die Bewertung von Veränderungen über die Zeit oder nach Behandlungen wie der Hormonersatztherapie.

Sonderfall: Monopille oder Hormonspirale 


Die Anzeichen der Wechseljahre unter der Anwendung der Gestagen Monopille oder einer Hormonspirale ist oft nicht einfach: Da die Frau oft keine oder auch sehr schwache Blutungen hat.

 

Man kann hier aber eingeschränkt einen Hormonstatus ermitteln und ist aufgefordert, die Beschwerdesymptomatik der Patientin genau einzuordnen unter Abklärung der genauen Beschwerdesymptomatik, ihrer Dauer und dem Alter der Patientin.  


Fall einer 44-jährigen Patientin, die eine Gestagen Monospirale liegen hat und über Hitzewallungen klagt:

 

Frau W. kam in meine Sprechstunde und klagte über zunehmende Hitzewallungen und Schweißausbrüche besonders in der Nacht. Die Schlafstörungen, die sich dadurch einstellten, verbunden mit der Müdigkeit, dem Konzentrationsverlust und „brainfog“ am Folgetag würden sie zunehmend im Job beeinträchtigen und ihren Job sogar gefährden.

 

Eine Hormonanalyse konnte über eine Messung des FSH und Östrogenspiegels Auskunft darüber geben, dass ein Östrogenmangel bei gleichzeitig erhöhtem FSH bestand.

Ein völlig physiologischer Hormonbefund in der Perimenopause.  

 

Therapie:

Mit der Anwendung eines Östrogengels konnten diese Beschwerden erfolgreich bekämpft werden. Eine zusätzliche Gabe des Progesterons  war nicht notwendig, da mit der Spirale ein ausreichender Gebärmutterschutz bestand.

Unterscheidung von Prä-, Peri- und Postmenopause

  • Die Prämenopause ist die Zeit vor den dauerhaft eintretenden Zyklusstörungen und der Perimenopause
  • Die Perimenopause ist die Zeit vor bis ein Jahr nach der letzten Regelblutung (Menopause) im Leben einer Frau. Die Menopause setzt durchschnittlich zwischen 50 -52 Jahren ein. Sie kann einen Zeitraum von zwei bis zu 10 Jahren umfassen. Darauf folgt dann  
  • Die Postmenopause, die die Frau bis zu ihrem Lebensende begleitet.

Wann ist die Messung des Hormonspiegels sinnvoll?


Es gibt verschiedene Gründe, die eine Hormonanalyse sinnvoll machen:

  • Zur Abklärung des Stadiums der Wechseljahre, in der sich die Frau befindet
  • Der laborchemische Ausschluss der Wechseljahre hilft der Frau oft ihre Beschwerden auf andere Ursachen untersuchen und behandeln zu lassen.
  • Kontrollmessungen helfen z.B. die Dosierung des Östrogens im Zielbereich zu halten, so dass auch eine osteoprotektive (knochenschützende) und kardioprotektive Wirkung (Gefäß-und Herzschützende Wirkung )erzielt wird.
  • die differentialdiagnostische Abklärung der Beschwerden in Zusammenhang mit anderen Hormonen, wie Schilddrüsen-und  Nebennierenhormonen ist immer sinnvoll.  Eine Dysbalance  kann eine Beschwerdesymptomatik verursachen, die der des Klimakteriums sehr ähnlich ist. 
  • Bei genetischer Vorbelastung z.B. durch frühe Osteoporose in der Familie oder eine familiäre Hypercholesterinämie mit erhöhtem Lipoprotein (a) Wert.

Zu beachten ist, dass sowohl in der Prä-und auch in der frühen Perimenopause die Hormonanalyse nicht immer so aussagekräftig ist, weil die Hormonspiegel schwanken können.

Wichtig ist dann zu prüfen, wie sehr das Wohlbefinden der Frau beeinträchtigt ist und ob man auch pflanzlich Hilfe anbieten kann.


Der optimale Zeitpunkt für die Hormonbestimmung ergibt sich aus dem Hormonverlauf während der Periode:


Der optimale Zeitpunkt für Frauen in der Perimenopause ist der 2-5 Zyklustag. Die Labordiagnostik kann aber auch unter Berücksichtigung des Zyklustages jederzeit erfolgen. In der Postmenopause gibt es keinen zu berücksichtigenden Zyklus mehr.

 

 

Hormonanalyse bei der postmenopausalen Frau


Die Hormonanalyse bei der postmenopausalen Frau bestätigt oft nur den Östrogen-und Progesteronmangel. Insbesondere ein deutlich erhöhter FSH und LH -Wert zeigt die ovarielle Inaktivität (Eierstock-Erschöpfung) an. Der Bluttest ist nicht zwingend erforderlich. Die Diagnose wird meistens klinisch gestellt.

Viele Frauen fühlen sich aber wohler, wenn sie ihren Hormonmangel über einen Test bestätigt sehen.

 

Hormonkontrollen nach ca. 3-4 Monaten können dann zeigen, ob mit dem verabreichten Östrogen und/oder Progesteron ausreichende Spiegel erzielt werden, ob eine Dosisanpassung notwendig ist oder warum die Frau vielleicht gar nicht auf die transdermale Applikation des Östrogengel reagiert und, was dann zu tun ist. 

 

 

Was wird bei der Erhebung des Hormonstatus gemessen?

 

Die Hormonbestimmung erfolgt über eine Blutentnahme. Sie umfasst die Sexualhormone (Östrogen, Progesteron und Testosteron) und ihre Steuerungshormone (LH, FSH), die Schilddrüsenhormone (fT3, fT4) und ihr Steuerungshormon (TSH), das Prolaktin und das Nebennierenhormon (DHEA).

 

Eine weitere Diagnostik von Vorstufen oder Metaboliten (Stoffwechselprodukte) dieser Hormone erfolgt je nach Beschwerdesymptomatik. Außerdem wird ein großes Blutbild mit Leberenzymen, Nierenwerten und Blutzucker erstellt.

Die S3-Leitlinie „Peri- und Postmenopause – Diagnostik und Interventionen“ (AWMF 015-062) bietet evidenzbasierte Empfehlungen zur Diagnose und Behandlung typischer Beschwerden in den Wechseljahren. Sie beschreibt hormonelle und nicht-hormonelle Therapieoptionen, bewertet deren Nutzen und Risiken und betont eine individuelle, patientenorientierte Entscheidungsfindung.

Wichtige Hormone der Frau

  • FSH (Follikelstimulierendes Hormon) und
  • LH (luteinisierendes Hormon) sind wichtige Steuerungshormone, die in der Hypophyse gebildet werden. Sie regulieren die Produktion von Östrogen, Progesteron und Testosteron in den Eierstöcken (Ovarien).
  • Östrogene: Östron, Östriol und Östradiol:
    Die in den Follikeln (Eibläschen) gebildeten, weiblichen Sexualhormone sind wesentlich für Funktion der Geschlechtsorgane und die Fruchtbarkeit zuständig. Auch typisch weibliche Merkmale wie hohe Stimme, Haut oder Brustwachstum werden von Östrogenen bestimmt
  • Progesteron:
    Dieses weibliche Sexualhormon wird nach erfolgtem Eisprung in der zurückgebliebenen Follikelhülle, dem Gelbkörper, gebildet. Liegt ein Mangel an Progesteron vor, kann sich die Eizelle trotz erfolgreicher Befruchtung nicht in der Gebärmutter einnisten. Das Progesteron wird auch als Wohlfühlhormon der Frau bezeichnet. Es wirkt gegen depressive Verstimmungen und hilft beim Einschlafen.
  • Prolaktin:
    Das in der Hirnanhangdrüse gebildete Prolaktin regt die Milchbildung während der Stillzeit an. Ist außerhalb von Schwangerschaft und Stillzeit ein erhöhter Prolaktin-Spiegel vorhanden, sorgt dies nicht nur für Zyklusschwankungen, sondern kann auf eine Unterfunktion der Schilddrüse oder zu viel Stress hinweisen.
  • Testosteron und DHEA:
    Androgene wie das Testosteron und seine Vorstufen (DHEA, Pregnenolon) können zu Zyklusstörungen, Haarausfall, Libidoverlust, Vitalitätsverlust führen.Außerdem können sie die weibliche Fruchtbarkeit mindern und zu maskulinen Eigenschaften wie Damenbart oder starker Körperbehaarung führen. Bei Männern sollte hingegen genügend Testosteron vorhanden sein, um Libido und Potenz zu sichern.
  • Schilddrüsenhormone TSH, T3 und T4:
    Die Schilddrüse ist an zahlreichen Vorgängen im Körper beteiligt, zum Beispiel am gesamten Energiestoffwechsel (wie dem Abbau von Fetten und Glykogen). Eine Über- oder Unterfunktion der Schilddrüse bedarf ärztlicher Behandlung, da der Körper sonst entweder überreizt oder träge agiert. Gleichzeitig kann eine Schilddrüsenstörung Zyklusprobleme auslösen.
  • Das Glückshormon Serotonin, das Schlafhormon Melatonin, das Stresshormon Cortisol und das Vitamin D können die klimakterische Beschwerdesymptomatik beeinflussen.

Die Kosten für einen Hormonstatus

Die Hormontest-Kosten belaufen sich auf cirka 130 bis 200 Euro für einen Hormonspiegel.

 

Ich rate zu einer fundierten Erstberatung, in der ich Ihnen alle Fakten über Ihren Zyklus, die Folgeerscheinungen der Wechseljahre und Nutzen und Kosten des Hormonstatus erkläre.
Die Erstberatung liegt in der Regel bei rund 200 Euro. Eine Folgeberatung beläuft sich zumeist auf rund 60 Euro.

Kostenübernahme durch die Krankenkassen

 

Die Hormonbestimmung in den Wechseljahren wird nur ausnahmsweise von den Kassen übernommen, z.B. bei Verdacht auf vorzeitige Wechseljahre. In der Regel handelt es sich um eine Selbstzahlerleistung. Die privaten Versicherungen übernehmen in den meisten Fällen die Kosten. Verlassen sollte man sich aber darauf nicht.

Behandlungsablauf

 

Zu Beginn der Behandlung führe ich mit Ihnen eine Erstanamnese durch und erhebe Ihre aktuellen Beschwerden sowie die Familienkrankengeschichte. Dazu erhalten Sie einen Fragebogen zugeschickt, den Sie beim ersten Termin ausgefüllt mitbringen. Es folgt eine Laboruntersuchung sowie die Bestimmung der individuellen Hormontherapie.


FAQ - Häufige Fragen

 

Wann ist der beste Zeitpunkt für eine Hormonspiegelmessung?


Der optimale Zeitpunkt für eine Hormonspiegelmessung ist in der ersten Zyklushälfte, optimalerweise zwischen dem 3. und 5. Tag nach Beginn der Periode, kann aber auch an anderen Tagen durchgeführt werden. Bei Frauen ohne Menstruation kann die Messung zu jeder Zeit erfolgen.

 

Sind die Ergebnisse der Hormonspiegelmessung immer eindeutig?

 

Nein, die Interpretation des Laborbefundes muss mit den Beschwerden der Patientin abgeglichen werden und in ihren persönlichen Kontext gesetzt werden. 

 

Welche Norm- bzw. Referenzwerte kann man erwarten, und was verändert sich in den Wechseljahren?

  • FSH steigt typischerweise an, weil die Eierstockfunktion nachlässt. 
  • Östradiol sinkt, besonders nach der Menopause.
  • Progesteron-Werte werden niedriger, da Ovulationen seltener werden. 
  • Die Werte können stark schwanken je nach Lebensalter, Zyklustag und individuellem Gesundheitszustand. 

 

Wer trägt die Kosten für einen Hormontest?

 

Ohne eine medizinische Indikation wie z.B. frühzeitige Wechseljahre (POI) oder ein polyzystisches Ovarsyndrom (PCOS) müssen die Kosten in der Regel selbst übernommen werden. Private Versicherungen übernehmen die Kosten unter Umständen nur anteilig.