Viele meiner Patientinnen erzählen mir, dass sie sich in den Wechseljahren irgendwie 'nicht mehr wie sie selbst' fühlen:
Schlafstörungen, innere Unruhe, Hitzewallungen oder ein ständiges Stimmungstief – all das kann sehr belastend sein.
Ich kann Ihnen sagen: Sie sind mit diesen Beschwerden nicht allein. In meiner Praxis arbeite ich seit vielen Jahren mit der Hormonersatztherapie; und zwar mit bioidentischen Hormonen: Das ist
eine sanfte, körpernahe Möglichkeit, den Hormonhaushalt wieder ins Gleichgewicht zu bringen und die Lebensqualität spürbar zu verbessern.
Eine Hormonersatztherapie (HRT) gleicht das Defizit von Sexualhormonen in den Wechseljahren aus, wenn es zu klimakterischen Beschwerden kommt. Zu den Sexualhormonen gehören das Östrogen, das Progesteron und das Testosteron. Es werden vornehmlich bioidentische Hormone verabreicht, die den körpereigenen Hormonen entsprechen.
Die HRT lindert klimakterische Beschwerden wie Hitzewallungen und Schweissausbrüche. Darüber hinaus bekämpft sie auch Symptome wie Libidoverlust, Scheidentrockenheit, Schmerzen beim Geschlechtsverkehr, Schlafstörungen, Antriebslosigkeit und Erschöpfungssymptomen.
Es lassen sich in meiner Sprechstunde zwei große Gruppen von Frauen erkennen, die Wechseljahresbeschwerden haben: In der einen Gruppe befinden sich vornehmlich Frauen mit prä-oder perimenopausalen Beschwerden wie:
In der anderen großen Gruppe befinden sich Frauen, die oft in der späten Perimenopause oder schon in der Postmenopause sind. Sie klagen häufig über folgende Beschwerden:
Anzumerken ist, dass die Übergänge zwischen den verschiedenen Stadien des Klimakteriums (Prä-, Peri-, Postmenopause) fließend sind und eine konkrete Zuordnung nicht immer möglich ist.
Eine kleinere Gruppe von Frauen kommt, weil sie rechtzeitig bei Eintritt der Wechseljahre ihren individuellen gesundheitlichen Vorbelastungen präventiv entgegentreten möchte, z.B. bei
Eine sehr kleine Gruppe von Frauen sucht Rat, wegen einer bereits bestehenden Osteopenie oder Osteoporose oder auch wegen einer vorangegangenen Krebserkrankung.
Bei den pflanzlichen Präparaten, den Phytotherapeutika kommen in erster Linie folgende Wirkstoffe zum Einsatz:
Phytoöstrogene wie Soja und Rotklee haben nur eine schwache Östrogenwirkung, können aber unterstützend eingesetzt werden.
Bei Brustkrebs kommen gegen klimakterische Beschwerden, oft zum Einsatz:
Weniger häufig , aber auch gut wirksam sind :
Ein relativ neues hormonfreies Präparat ist das Fezolinetant ,ein selektiver Neurokinin-3-Rezeptor Antagonist. Er blockiert im Hypothalamus den für die Temperaturregulierung zuständigen Neurotransmitter Neurokinin B an seinem NK3-Rezeptor. Dieses neue Medikament stellt eine sehr gute Alternative bei Frauen dar, die nicht mehr hormonell behandelt werden dürfen. Ausgeschlossen sind Frauen, die unter einer Lebererkrankung leiden. Leberenzyme müssen unter der Behandlung kontrolliert werden.
Am Anfang der Hormonsprechstunde steht ein ausführliches Erstgespräch über aktuelle Beschwerden und deren Kontext zu der eigenen sowie der Familienkrankengeschichte.
Dieses dient dem differenzierten Erkennen von persönlichen Problemen und Krankheitsrisiken. Dazu wird der Patientin bei Anmeldung ein Fragebogen zugesendet, der vor dem ersten Termin ausgefüllt
und zurücksendet werden soll.
In meiner Hormonsprechstunde berate und behandle ich nicht nur Frauen vor, während oder nach den Wechseljahren (Prä-Peri-oder Postmenopause), sondern alle Frauen und Männer, die unter Symptomen leiden, deren Ursache ein Ungleichgewicht der Hormone sein könnte.
Es folgt noch am gleichen Tag eine Blutentnahme zur detaillierten Bestimmung der Laborparameter.
Sobald die Laborergebnisse vorliegen, schließt sich ein zweiter Termin an, bei dem eine individuelle Therapie festgelegt wird. Dieser Termin kann telefonisch oder persönlich erfolgen. Rezepte
können jederzeit per Post versendet werden
Nachfolgende Termine werden individuell festgelegt und dem Bedarf angepasst.
Anzumerken ist, dass jede Frau und jeder Mann persönlich darüber entscheidet, ob er eine Hormonersatztherapie in Anspruch nehmen möchte.
Es gibt nicht wenige Patienten, die sich gerne auch nur über die Vor- und Nachteile einer HRT informieren lassen oder eine Zweitmeinung zur HRT einholen.
Bei bioidentischen Hormonen handelt es sich um natürliche Hormone, die strukturell identisch sind mit unseren körpereigenen Hormonen.
Diese werden im Labor aus Hormonvorstufen gewonnen, die sich unter anderem in Soja oder der Yamswurzel befinden. Die Eigenschaft „bioidentisch“ bezieht sich konkret auf die chemische Struktur der
Hormone, die exakt mit unserer natürlichen, körpereigenen Hormonstruktur übereinstimmt.
Demnach handelt es sich bei bioidentischen Hormonen zwar um Hormone, die unter Laborbedingungen hergestellt werden, jedoch mit dem Vorteil, dass diese unseren natürlich vorkommenden, körpereigenen Hormonen vollständig gleichen.
Auf Grundlage dieser Eigenschaften ist es den bioidentischen Hormonen möglich, an den bereits vorhandenen Zellrezeptoren anzudocken, die eigentlich für unsere körpereigenen Hormone geschaffen
sind.
Dank dieser Möglichkeit können die bioidentischen Hormone an unseren Zellen dieselben Wirkungen auslösen, wie unsere körpereigenen Hormone. Außerdem ist die Verstoffwechselung der bioidentischen
Hormone identisch mit unseren körpereigenen Hormonen, d.h. es entstehen keine toxischen Abfallprodukte.
Damit fügen sich die bioidentischen Hormone exakt in unser bestehendes Hormonsystem ein, wodurch sie, im Vergleich zu anderen chemisch hergestellten Hormonen, weniger Nebenwirkungen und deutlich schnellere Wirkungen hervorrufen.
Bei der bioidentischen systemischen Östrogentherapie, bei der das 17ß-Östradiol eingesetzt wird, kommen in der Regel Gels, Cremes, Sprays und Pflaster zur Anwendung. Die bevorzugte Anwendung ist die transdermale Therapie, da zusätzliche Risiken wie Thrombosegefahren ausgespart werden.
Bei der bioidentischen lokalen Östrogentherapie an der Vagina, bei der das Östriol eingesetzt wird, stehen Cremes, Zäpfchen (Ovula) und Tabletten zur Verfügung. Scheidentrockenheit und Schmerzen
beim Geschlechtsverkehr (Dyspareunie) können so sehr effektiv behandelt werden.
Bei der bioidentischem systemischen Progesterontherapie kommen Kapseln zur Anwendung, die oral und vaginal eingesetzt werden können. Eine transdermale Therapie ist wegen des unzureichenden
Gebärmutterschutzes nicht zu empfehlen.
Bei der systemischen Testosterontherapie gegen Libidoverlust kommen Gels zur Anwendung, die transdermal aufgetragen werden.
Alle Hormone können auch als Tabletten oder Kapseln geschluckt werden, d.h. egal ob es sich um bioidentische oder synthetische Hormone handelt. Sie werden dann über die Leber verstoffwechselt.
Es sind dabei höhere Dosierungen erforderlich und Blutgerinnungsfaktoren in der Leber können aktiviert werden.
Da mit zunehmenden Lebensjahren die Thrombosegefahr und auch andere Risiken wie z.B. Übergewicht, kardiovaskuläre Erkrankungen und Diabetes mit einbezogen werden müssen, vermeidet man die orale Gabe oft.
Mit einer Individualrezeptur werden häufig Östrogen und Progesteron in Cremes kombiniert. Hier möchte ich darauf hinweisen, dass das Progesteron transdermal verabreicht, keinen ausreichenden
Schutz für die Gebärmutterschleimhaut bietet und eine orale Gabe des Progesterons bevorzugt wird.
Bei Individualrezepturen für orale Progesteronkapseln kann dagegen auch die Beimischung von Titanoxid vermieden werden. Es dient der Haltbarkeit und Stabilität des Wirkstoffes.
Es muss in diesem Zusammenhang darauf hingewiesen werden, dass verschreibungspflichtige Medikamente bzw. Hormone einer strengen Qualitätskontrolle unterliegen und in ihrer Herstellung standardisiert sind. Bei Individualrezepturen fehlt eine entsprechende Prüfung dieser Standards. Außerdem sind die Kosten der Individualrezepturen deutlich höher und werden nicht von den Krankenkassen übernommen.
Während der Prämenopause und auch in der frühen und mittleren Perimenopause kommen häufig Progesteronkapseln in der zweiten Zyklushälfte zum Einsatz. In dieser Zeit sind die Zyklen, abgesehen von
gelegentlichen ein bis drei Tages Schwankungen, noch relativ stabil.
Da aber nicht nur der Progesteronmangel in der zweiten Zyklushälfte Wechseljahresbeschwerden verursachen kann, sondern auch ein zu wenig an Östrogen, muss man bei jeder Patientin individuell nachfragen, welche Symptome vorherrschen.
Sind es Schlafstörungen, Stimmungsschwankungen, Zyklusunregelmäßigkeiten, was eher für einen Progesteronmangel spricht. Oder stehen Herzrasen, Migräne, Schwindel und depressive Verstimmungen im Vordergrund, wo man sich Gedanken machen muss, ob nicht auch ein Östrogenmangel in der zweiten Zyklushälfte für diese Beschwerden mitverantwortlich sein kann und dazugegegben werden muss.
In der Postmenopause werden oft kontinuierlich, d.h. durchgehend, Östrogen und Progesteron verabreicht. Bei Frauen ohne Gebärmutter reicht die alleinige Gabe von Östrogen.
In der Postmenopause denken viele Frauen: “Ich bin doch jetzt durch damit: die Blutungen sind vorbei. Was soll jetzt noch passieren?"
Aber dann nehmen plötzlich die Hitzewallungen und Schweißausbrüche Fahrt auf, die Vagina wird noch trockener, die Libido fehlt völlig und zu allem Übel kommt jetzt noch der erhöhte Blutdruck- und ein erhöhte Cholesterinspiegel dazu, der medikamentös eingestellt werden muss.
In dieser Phase gibt es einen absoluten Östrogen -und Progesteronmangel, der auf die Qualität der folgenden Lebensjahre nachhaltig Einfluß nehmen und die Gesundheit langfristig beeinträchtigen kann.
Der Östrogenmangel gilt als Risikofaktor für:
Die physiologische Hormontherapie mit bioidentischen Hormonen gilt als risikoarm.
Zu den bedeutendsten Nebenwirkungen z.B. einer pharmakologischen HRT mit oralen Östrogenen und/oder synthetischen Gestagenen gehören beispielsweise der Herzinfarkt, Schlaganfall , Brust-und Gebärmutterkrebs.
Diese Hormone oder besser "diese Medikamente" sind meist hochpotent und haben ein anderes Wirk- und Risikoprofil als die bioidentischen Hormone.
Unter Anwendung von transdermalem natürlichen Östrogen und einem physiologischen mikronisiertem Progesteron statt des synthetischen Gestagens mit Wirkspiegeln im unteren physiologischen Bereich
sind in den ersten 5 Jahren keine signifikante Risikoerhöhung für Brustkrebs festgestellt worden.
Bei den Risiken geht es immer in erster Linie darum, Risikoursachen zu minimieren. Dafür ist das persönliche Risikoprofil zu ermitteln, bereits vorhandene Krankheitsbelastungen und
Prädispositionen zu erkennen und bei der Auswahl der Therapie die passende Darreichungsform und Dosis festzulegen. Zeitpunkt und Dauer der Therapie können die Risiken weiter minimieren.
Jede Frau entscheidet für sich, ob eine Hormonersatztherapie für sie in Frage kommt. Als Ärztin kann ich eine Hilfestellung geben,
was in ihrem persönlichen Fall mit ihren individuellen Risikofaktoren an Vor-und Nachteilen besteht.
Das ist individuell sehr unterschiedlich und ein schleichender Prozess. In der Regel geht es 3-8 Jahre vor der letzten Blutung (Menopause) los.
Ja. In der Regel hat eine junge Frau einen 28 Tage Zyklus. Die Frau ab 40 Jahren hat häufig schon einen verkürzten, also einen 26 Tage Zyklus
Es gibt keine feste Obergrenze. Viele Frauen nutzen die Hormonersatztherapie mehrere Jahre, manche auch länger. Ziel ist, die Dosis so niedrig wie möglich zu wählen und regelmäßig zu überprüfen,
ob die Behandlung noch nötig ist.
Ja. Wichtig ist, dass die letzte Regelblutung(Menopause) nicht länger als 8-10 Jahre zurückliegt .Unter bestimmten Bedingungen kann eine Hormonersatztherapie auch noch später begonnen werden,
z.B. bei Vorliegen einer Osteoporose
Stress kann Wechseljahresbeschwerden wie Schlafstörungen und Stimmungsschwankungen verstärken. Neben der Hormonersatztherapie wird empfohlen, Stressmanagement-Techniken wie Meditation oder Yoga
auszuprobieren.
Trockene Augen sind ein häufiges Symptom in den Wechseljahren. Ein Östrogenmangel kann die Augenbindehaut austrocknen.
