Schlafstörungen in den Wechseljahren

 

Schlafstörungen in der Prä-,Peri- und Postmenopause


Sie wachen häufig auf, primär im Zeitraum zwischen 2 und 4 Uhr?

Wenn Sie nachts plötzlich nicht mehr durchschlafen können, verbirgt sich dahinter in vielen Fällen eine hormonell bedingte Schlafstörung.

Frauen zwischen 35 und 45 Jahren, bei denen sonst noch keine Symptome wie Zyklusunregelmäßigkeiten oder Hitzewallungen vorliegen, ziehen diese Möglichkeit oft nicht in Betracht. Jede zweite Frau leidet unter Schlafstörungen (Insomnie) in der Prä-, Peri- und Postmenopause.

 

Immer wieder erlebe ich Patientinnen, bei denen Schlafmangel über längere Zeit zu einer regelrechten Abwärtsspirale geführt hat. Schlaf dient der körperlichen und mentalen Regeneration. Massiver Schlafmangel begünstigt Herz-Kreislauf-Erkrankungen, führt zu Leistungseinbrüchen, Konzentrationsproblemen, vorzeitiger Hautalterung, erhöhter Infektanfälligkeit und auch zu Depressionen.

 

Auswirkungen auf die Psyche


Viele Frauen reagieren sensibel auf die Umbrüche in den Wechseljahren. Der Verlust der Fruchtbarkeit, erste Anzeichen des Alterns, Pubertät oder Auszug der Kinder, private und berufliche Sinnsuche – all diese Umstände begünstigen eine Depression, die durch Schlafmangel gefördert wird.

 

Ursachen von Schlafstörungen in der Prämenopause


Fereits ab dem 40. Lebensjahr, manchmal sogar früher, kann die Produktion der weiblichen Hormone Östrogen und Progesteron langsam abnehmen. Beide Hormone beeinflussen nicht nur den Körper, sondern auch das psychische Wohlbefinden. Östrogen wirkt stimmungsaufhellend, Progesteron hingegen entspannend, angstlösend und schlaffördernd. Der Progesteronspiegel fällt zu Beginn der Wechseljahre als erstes Hormon ab. Das kann sich, in leichten Zyklusunregelmäßigkeiten widerspiegeln. Nächtliches Aufwachen und Probleme beim Einschlafen sind die Folge. Tagsüber kann sich ein Progesteronmangel durch Unruhe und Stressintoleranz äußern.

 

Ursachen von Schlafstörungen in der Peri-und Postmenopause


Der etwas schlechtere Schlaf in der Prämenopause wird in der Peri- und Postmenopause noch häufiger, so daß bis zu 60 Prozent der Frauen von Schlafstörungen berichten. Diese können durch verschiedene Faktoren verursacht werden. Einen großen Einfluß hat der Abfall der Sexualhormone. Darüber hinaus kann aber auch eine Schilddrüsenproblematik oder ein Mangel an dem Schlafhormon Melatonin ursächlich für Schlafstörungen sein, ebenso wie die verminderte Produktion der wichtigen Botenstoffe Acetylcholin und Noradrenalin. Acetylcholin steuert wichtige Funktionen in den Muskelzellen und im vegetativen Nervensystem. Noradrenalin reguliert lebenswichtige Prozesse der Atmung und des Stoffwechsels. Seine Wirkung als zuverlässiger Überlebensstratege kennen wir, wenn unser Puls bei Stress schlagartig in die Höhe schnellt.

 

Weitere Ursachen für Schlafprobleme


Unabhängig von den hormonellen Ursachen und dem Alter können Krankheiten, Rückenschmerzen, bestimmte Medikamente, Stress, Depressionen, sportliche Aktivitäten, Alkohol, Schichtarbeit, Jetlag oder spätes Essen vor der Nachtruhe sind als weitere Ursachen können weitere Ursachen sein.

 

Auswirkung von hormonellen Veränderungen auf den Schlaf


Während der Wechseljahre der Frau kommt es zu einem Abfall des Östrogenspiegel.

Neben Symptomen wie Hitzewallungen oder Schweißausbrüchen, die den Schlaf unterbrechen, beeinflusst der Östrogen- und auch der Progesteronspiegel Schlafmuster, Schlafqualität und die Häufigkeit von Schlafstörungen.

 

Neben Östrogen und Progesteron sinkt auch die Produktion des Schlafhormons Melatonin. Melatonin reguliert den Schlaf-Wach-Rhythmus und hilft als starkes Antioxidans freie Radikale in Schach zu halten. Es sorgt für den nächtlichen Abfall der Körperkerntemperatur, um Reparaturprozesse des Körpers zu ermöglichen.

Besonders in der Postmenopause ist der abendliche Abfall der Köperkerntemperatur durch den Melatoninmangel geschwächt. Die Melatoninaussschüttung bei Frauen und auch Männern ab dem 50. Lebensjahr ist stark erniedrigt. Eine wichtige Ursache ist die Verkalkung der Zirbeldrüse, in der Melatonin hergestellt wird.

Wichtig zu wissen: Tagsüber ist der Melatoninspiegel etwa drei- bis zwölfmal niedriger als nachts. Wenn es dunkel ist, wird aus dem Vorläuferhormon Serotonin (Glückshormon) das Melatonin hergestellt.

Die Vorteile von Melatonin


Melatonin greift nicht wie Schlafmittel, z.B. Benzodiazepine, in die direkte Schlafregulation ein. Es macht nicht abhängig und führt nicht zu einer Reduktion der körpereigenen Melatoninproduktion Melatonineinnahme eine Stunde vor dem geplanten Schlafbeginn verkürzt die Einschlafphase und hilft bei Durchschlafstörungen, da es den Tiefschlaf verbessert. Von Vorteil ist, daß auch die langfristige Einnahme von Melatonin wenig unerwünschte Wirkungen hat, im Gegenteil: Es gibt Hinweise auf ein erniedrigtes Brustkrebsrisiko, sowie geringere Schmerzempfindlichkeit und niedrigere Blutdruckwerte bei Einnahme von retardiertem bzw. pulsatil freisetzendem Melatonin. Melatonin ist das stärkste bekannte Antioxidans.

 

Der Einfluß der Hormonersatztherapie


Die Hormonersatztherapie (HRT) zielt darauf ab, den Mangel an Östrogen und Progesteron in den Wechseljahren auszugleichen. Studien haben gezeigt, dass HRT die Schlafqualität verbessern kann. Eine frühzeitige Behandlung mit bioidentischen Hormonen (Estradiol und Progesteron) hilft, die Beschwerden der Wechseljahre abzumildern oder sogar zu vermeiden. Aus meiner Praxis weiß ich, dass insbesondere die frühzeitige Gabe von Progesteron hilft, Schlafstörungen in den Griff zu bekommen. Da die Produktion des Schlafhormons Melatonin mit zunehmendem Alter ebenfalls nachlässt – bei Männern und Frauen gleichermaßen – sollte Melatonin in der passenden Darreichungsform immer mit berücksichtigt werden.

Widersprüchliche Forschungsergebnisse


Die Ergebnisse zu HRT und Schlaf sind gemischt. Einige Studien berichten über eine Verbesserung des Schlafs durch HRT, während andere keine signifikanten Unterschiede feststellen. Die Unterschiede in diesen Studien können auf Variablen wie das Alter der Teilnehmerinnen, den Typ der HRT, die Dosierung und die Dauer der Therapie zurückzuführen sein.

Östrogen-Monotherapie versus Kombinationstherapie


Frauen, die keine Gebärmutter mehr haben, und in den Wechseljahren sind, wird in der Regel eine Monotherapie mit Östrogenen empfohlen. Ein Schutz der Gebärmutter durch ein Progesteron (Gestagen) ist in diesem Fall nicht mehr nötig. Trotzdem bietet eine niedrig dosierte Begleittherapie mit Progesteron vielen Frauen Hilfe, wenn sie an Schlafstörungen leiden. Progesteron hat bekanntermaßen beruhigende Eigenschaften, weil sein Metabolit, das Allopregnanolon an den GABA- Rezeptoren im zentralen Nervensystem (ZNS) andockt.

 

 

Individuelle Ausrichtung der Therapie


Nicht alle Frauen reagieren gleich auf die Hormonersatztherapie. Die Entscheidung für eine HRT sollte individuell getroffen werden und Faktoren wie Alter, allgemeiner Gesundheitszustand, Schweregrad der Schlafstörungen und persönliche und familiäre Krankengeschichte berücksichtigen. Über eine längere Zeit können Schlafstörungen auch zu Depressionen führen oder ernsthafte Folgen für Herz oder Kreislaufsystem haben und sogar zum Herzinfarkt führen. In jedem Fall beeinflussen die Schlafstörungen die Lebensqualität.

 

Alternative Behandlung der Schlafstörungen


Für Frauen, die nicht für eine HRT, d.h. eine Östrogen-und Progesterontherapie, geeignet sind oder sich dagegen entscheiden, gibt es alternative Behandlungen für Schlafstörungen in den Wechseljahren. Dazu gehören andere Hormone wie Schilddrüsenhormone, das Melatonin oder das Serotonin bzw seine Vorstufe, das 5-Hydroxytryptophan (5-HTP). In einigen Fällen ist der Einsatz von Antidepressiva zu überlegen.

Zu den pflanzlichen Wirkstoffen gehören:

  • Phytoöstrogene (Isoflavone, Rotklee)
  • Baldrian
  • Melisse
  • Passionsblume
  • Johanniskraut
  • Traubensilberkerze
  • Mönchspfeffer
  • Yamswurzel

Auch Verhaltensänderungen, Vermeiden von Stress, Verbesserungen der Schlafhygiene, Entspannungstechniken ein ausgeglichener Lebensstil, eine vitaminreiche Ernährung und Bewegung sollten bei Schlafstörungen berücksichtigt werden.

Fazit

 

Schlafprobleme sind ein häufiges Problem bei Frauen in der Prä-, Peri- und Postmenopause.
Die Hormonersatztherapie (HRT) mit Östrogenen und Progesteron kann eine wirksame Behandlung für Schlafstörungen bei Frauen in den Wechseljahren sein, insbesondere wenn diese mit anderen klimakterischen Symptomen wie Hitzewallungen und Schweissausbrüchen verbunden sind.

Die Melatoningabe verbessert zusätzlich die Schlafqualität. Ein – und Durchschlafstörungen werden reduziert.

Die Entscheidung für eine HRT sollte jedoch sorgfältig abgewogen und an die individuellen Risikofakoren jeder Frau angepasst werden.

 

Hier finden Sie einen Überblick über die häufigsten Wechseljahresbeschwerden und Tipps für den Umgang damit.